West und Ost sinnvoll und effektiv verbinden
Kursbeschreibung
2.500-jährige Kräutertradition im Westen
Die ältesten Überlieferungen zur Wirkung westlicher Heilpflanzen reichen fast 2.500 Jahre bis ins antike Griechenland zurück. Nicht nur das Wissen der Griechen, auch die Erfahrungen von Ärzten aus dem alten Rom, dem Mittelalter und der Renaissance sind heute noch erhalten. Aufbauend auf diesem Kenntnisschatz wurden viele westliche Heilpflanzen mittlerweile wissenschaftlich untersucht, wodurch das Wissen über ihre Wirkungsweise vielfach bestätigt und ergänzt wurde.
West und Ost effektiv kombinieren
Neben den bekannten Wirkungen ermöglichen der Geschmack, die thermischen Eigenschaften und die Wirkrichtungen der westlichen Arzneipflanzen eine Einordnung in das Konzept der chinesischen Medizin. Mit diesem Wissen können wir unter den verschiedenen Heilpflanzen, die zur Behandlung der Beschwerden von Patient:innen zur Verfügung stehen, gezielt diejenigen auswählen, die zur Konstitution und der chinesischen Diagnose am besten passen. Patient:innen erhalten auf diese Weise eine auf sie abgestimmte individuelle, effektive und sichere Kräutertherapie.
An 27 Kurstagen beschäftigen wir uns
- mit detaillierten Pflanzenmonographien inklusive deren Inhaltsstoffen, soweit bekannt
- mit der Botanik der Pflanzen
- mit einigen historischen Betrachtungen zu einzelnen Heilpflanzen
- mit den Qualitäten und Wirkungen der Kräuter entsprechend der Chinesischen Medizin
- mit verschiedenen Behandlungsstrategien der Chinesischen Medizin und einer einführenden Differentialdiagnose des jeweiligen Themas pro Wochenende
- mit der Rezepturenlehre, das heißt der sinnvollen Zusammenstellung einer Rezeptur nach der erfolgten chinesischen Diagnose
- mit notwendigen, an den Patient:innen ausgerichteten Modifizierungen
- mit Patient:innen-Beispielen, die das Erlernte praktisch verdeutlichen
- mit Dosierung und Darreichungsform der Kräuter bzw. Rezepturen
- mit allen relevanten Aspekten der Sicherheit beim Einsatz der Kräuter
Heilpflanzen mit allen Sinnen erleben
An jedem Wochenende probieren wir die zu lernenden Kräuter als Tee und erleben in der Gruppe ihre Wirkung, ihren Geschmack und ihren thermischen Effekt. Manchmal werden auch andere Zubereitungen wie Tinkturen oder Pflanzensäfte probiert. Gemeinsam betrachten wir nicht nur Fotos, sondern auch die getrockneten Kräuter.
Um die Arzneipflanzen in der Natur zu erkennen und zu bestimmen, ist eine ganztägige Exkursion Teil der Ausbildung.
Lernen in Theorie und Praxis
An den letzten zwei Sonntagen der Ausbildung haben die Teilnehmer:innen die Möglichkeit Patient:innen aus ihren Praxen Birte Hinz vorzustellen.
Die Teilnehmer:innen bereiten dazu ihren Patient:innen-Fall vor, indem sie
- die Anamnese inkl. Puls und Zunge (am besten als Foto)
- ihre Diagnose mit bisheriger Therapiestrategie
- evtl. bisherige Kräuter-Rezepturen und die Reaktion der Patient:innen
vor dem entsprechenden Sonntag an Birte Hinz senden, sowie Kopien für die Kolleg:innen vorbereiten.
So besteht die Möglichkeit den Weg von den Beschwerden der Patient:innen, über die Diagnose bis zur Entwicklung einer Therapiestrategie und Rezeptur gemeinsam zu diskutieren.
Der Lernstoff für den Grundkurs umfasst im einzelnen
- Die Oberfläche öffnende Kräuter und Rezepturen
Bei den Oberfläche-öffnenden Pflanzen dominiert oft der scharfe Geschmack. Viele von Ihnen gehören zu den „Diaphoretika“. Außerdem behandeln Kräuter aus dieser Klasse auch manche Hautkrankheiten oder Bi-Syndrome. - Qi tonisierende Kräuter und Rezepturen
Unter Qi-Tonika versteht man Pflanzen, die Leerezustände von Milz, Magen, Lunge, Herz oder Niere behandeln. In der europäischen Phytotherapie werden sie „Roborantien“ genannt. - Adstringierende Kräuter und Rezepturen
Kräuter dieser Klasse behandeln den Verlust von Qi, Blut oder Säften. Alle diese Verluste sind eine Leere-Pathologie, so dass die Kräuter zusammen mit Qi-Tonika kombiniert werden sollten. Hierher gehören u. a. Probleme wie vermehrtes Schwitzen, vermehrtes Wasserlassen, Blutverlust oder Durchfälle, aber auch der Verlust von Energien. - Yin tonisierende Kräuter und Rezepturen
Yin-Tonika behandeln Trockenheitsprobleme und Leere der Säfte im Körper. Sie sind befeuchtend, ernährend und Substanz aufbauend. In dieser Kategorie werden auch Jing-Tonika besprochen. - Hitze kühlende, klärende Kräuter und Rezepturen
Hitze klärende Pflanzen sind bitter und kalt und behandeln heiße Erkrankungen. Hier wird die Hitze nicht über die Oberfläche ausgeleitet, sondern über Urin und Stuhl. Die Kräuter behandeln u. a. Hitze in den Organen oder den 4 Schichten. - Blut tonisierende Kräuter und Rezepturen
Das Blut hat Yin-Charakter und Yin- und Blut-Leere haben einiges gemeinsam. Kräuter, die das Blut aufbauen, sind süß und ernährend und sind Bestandteile sehr vieler Rezepturen. Für die Behandlung von Frauen sind sie unerlässlich.d.h. süß und nach europäischer Tradition leicht bitter verstärken Qi oder füllen es auf. Aufgrund der kräftigenden Eigenschaften sind sie ernährend. - Qi- und Blut bewegende Kräuter und Rezepturen
Stase-Probleme sind Phänomene unserer Gesellschaft. Wir bewegen uns zu wenig, ernähren uns zu gut und haben zu viel Stress. Qi stagniert, Blut wird statisch. Pflanzen, die das Blut bewegen, enthalten biochemische Inhaltsstoffe wie Cumarine, Flavonoide, ätherische Öle oder Saponine. Sie sind aromatisch, leicht scharf und leicht warm. Diese Pflanzen wirken auf „dickes“ Blut, hochviskoses Blut, Gerinnungsstörungen, Blutverklumpung oder Probleme der Mikrozirkulation. Viele Qi-Beweger werden in der europäischen Phytotherapie als Cholagoga bezeichnet. - Feuchtigkeit ausleitende Kräuter und Rezepturen
Feuchtigkeit umfasst zwei Begriffe: Ödeme und Stagnation von Feuchtigkeit. Letztere zeigt sich v. a. in den Atemorganen und im Verdauungstrakt. Die behandelnden Pflanzen werden in der europäischen Tradition als „Diuretika“ bezeichnet. - Yang tonisierende Kräuter und Rezepturen
Yang-Tonika behandeln endogene oder exogene Kälte-Probleme im Körper. Sie haben einige Gemeinsamkeiten mit den Qi-Tonika und der Übergang ist oft fließend. Die Kräuter sind trocken, warm bis hitzig und partiell scharf. - Schleim bewegende und ausleitende Kräuter und Rezepturen
Schleim sammelt sich bevorzugt in den Atemorganen. Die Pflanzen, die diese Problematik behandeln, enthalten oft ätherische Öle (transformieren Schleim) oder Saponine (lösen Schleim). Sie sind aromatisch oder scharf und werden bei uns „Antitussiva“ oder „Sekretolytika“ genannt. In diese Klasse gehören auch Kräuter, die nicht materiellen Schleim behandeln wie Schleim in den Leitbahnen oder den Gliedmaßen. Sie bewähren sich häufig bei der Behandlung von Arteriosklerose oder manchen neurologischen Erkrankungen.
Voraussetzungen der Teilnehmer:innen
Kenntnisse in Chinesischer Medizin
Teilnahmebestätigung
Alle Teilnehmer:innen erhalten nach bestandener Prüfung ein Zertifikat oder – ohne Prüfung – eine Teilnahmebestätigung der
Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V.
Termine (27 Tage)
2024: 20./21.4., 24.-26.5., 28.-30.6., 24./25.8.,13.-15.9., 19./20.10., 15.-17.11., 06.-08.12.
2025: 24.-26.1., 21.-23.2.
Kurszeiten
Freitag: 13.30 – 20.00 Uhr
Samstag: 10.00 – 18.00
Sonntag: 09.00 – 15.00
Creditstunden: 173
Kosten: 3749 €
AGTCM-Mitglieder: 2999,20 €
TCM Fachverband Schweiz-Mitglieder: 3374,10 €
oder in 12 Raten (04.2024-03.2025) zu 312,42 € / 249,93 € / 281,18 €
Zertifizierung vom BDH und Anerkennung vom TCM Fachverband Schweiz werden beantragt.
Nach Eingang Ihrer Anmeldung erhalten Sie 2-3 Wochen vor Kursbeginn eine Rechnung mit allen Kursdaten und den genauen Informationen zu den Zahlungsmodalitäten.